Historie

unsere Pfarre

Dieser Beitrag wurde von unserer Pfarrgemeinderätin Botschafterin i.R. Dr. Heide Keller verfasst.

 

Unsere Pfarre gehört zur Erzdiözese Wien und in der Folge zum Vikariat Unter dem Wienerwald, dem mit über 45.000 Katholiken das Dekanat Mödling mit 15 Pfarren, darunter Guntramsdorf-St. Jakobus, untersteht. Dr. Josef Wilk ist schon seit 1990 unser Pfarrer. Wir verdanken ihm nicht nur die Kirchenrenovierung in den letzten Jahren, sondern auch viele Publikationen, die uns u. a. die Heilige Messe erklären und uns die Botschaft jeder Sonntagsmesse näher bringen.Der Schutzpatron unserer Pfarre ist der Heilige Jakobus. Die Grabstätte des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostela in Nordspanien war im Mittelalter neben Jerusalem und Rom der dritte Wallfahrtsort der Christenheit.Vom heutigen Ungarn aus ging ein Wallfahrtsweg ins entfernte Spanien und es ist nicht ausgeschlossen, dass unsere Kirche auf diesem Weg lag und daher zu Ehren dieses Apostels geweiht wurde, der Patron der Winzer ist.In dem von Kaiser Rudolf II. am 4. Mai 1592

 

Guntramsdorf verliehenen Ortswappen erscheinen im rechten Teil vor einem rubinroten Hintergrund:

 

„KREUZWEIS ZWEN GELBE ODER GOLDTFARBE JAKOBSTÄB MIT UNTER SICH GEWENTEN SPIZEN UND UNTEN ZWISCHEN DENSELBEN EINE WEISSE ODER SILBERFARBENE JAKOBSMUSCHEL

 

Es sind Pilgerstäbe und die an die Strände Nordspaniens häufig gespülte Muschel hat die Pilger zum Heiligen Jakobus gekennzeichnet. Jeder war aufgerufen, nach erfolgter Pilgerfahrt zu Hause ein sichtbares Zeichen zu setzen. Das Jakobus-Marterl in der Feldgasse ist ein solches Zeichen.

Die Pilgerstäbe und die Jakobsmuschel gehören auch zum Wappen von Bischof Dr. Josef Schoiswohl, einer unserer beiden Heimatbischöfe (siehe untenstehend).


Erste Zeugnisse einer Ortskirche und urkundliche Erwähnung einer Pfarre

In unserem Heimatmuseum in der Schulgasse wird die nebenstehend abgebildete Halbsäulenbasis mit Tierdarstellungen verwahrt, die wegen seiner künstlerischen Gestaltung auf die Zeit um 1200 geschätzt wird. Sie ist ein bauliches Zeugnis des ersten an der Stelle unserer heutigen Pfarrkirche errichteten Gotteshauses, das ein stattlicher romanischer Bau mit einem der Zeit entsprechenden wehrhaften romanischen Turm im Südwesten gewesen sein muss.Die Apsis der Kirche zeigte nach Osten. In einer Urkunde vom 14. Dezember 1232 wird bereits ein Rüdiger als „Leutepriester“ von Guntramsdorf (Rudegerus, plebanus de Gundramstorf) genannt. Der 14. Dezember 1232 ist somit das erste urkundliche Datum unserer Pfarre.Frühes Christentum auf dem Boden unserer Heimatgemeinde:Nach dem Fall des Römischen Reiches hatten die Zeiten der Völkerwanderung das erste Christentum, das römische Legionäre in unsere Heimat gebracht hatten, ausgelöscht. Ein auf Guntramsdorfer Boden gefundenes Säulenstück von einem Haus um 200 n. Chr. zeugt von der römischen Besiedlung unserer engeren Heimat.


Frühes Christentum auf dem Boden unserer Heimatgemeinde

Nach dem Fall des Römischen Reiches hatten die Zeiten der Völkerwanderung das erste Christentum, das römische Legionäre in unsere Heimat gebracht hatten, ausgelöscht. Ein auf Guntramsdorfer Boden gefundenes Säulenstück von einem Haus um 200 n. Chr. zeugt von der römischen Besiedlung unserer engeren Heimat.

 

Erst mit dem christlichen Kaiser Karl des Großen kamen wieder Glaubensboten in unsere Heimat. Die Kirchengründungen zwischen 800 und 900 durch Salzburger und Passauer Missionare wurden dem Heiligen Martin geweiht. Zu diesen zählte Sankt Martin von Mödling, an der Stelle der heutigen Waisenhauskirche gelegen, die auch Missionskirche für Guntramsdorf war. Aber auch diese neuen Ansätze des Christentums wurden durch die Ungarneinfälle nach 900 vernichtet.

 

Erst nach der ersten Jahrtausendwende entstanden bleibende Mutterpfarren. Die Bewohner der alten Siedlung Guntramsdorf gingen zum Gottesdienst nach Sankt Martin von Mödling.


Die Pfarre Guntramsdorf ist selbständige Pfarre seit der Zeit um 1200

Aber schon um 1100 entstand in Guntramsdorf bereits ein vom Grundherrn, damals den Kuenringern, errichtetes Gotteshaus. Diese „Eigenkirchen“ erbrachten den Grundherrn wirtschaftliche Vorteile aus der kirchlichen Ertragssteuer, dem Zehent (zehnter Teil des Ertrages von Grund und Boden etc.). Mit diesem Zehent wurden aber auch Verpflichtungen für das Armenwesen, die Krankenpflege und für den Unterricht u. a. übernommen. Der Pfarrer fungierte wie ein herrschaftlicher Beamter, ein Umstand, dem das Konzil von 1179 ein Ende bereitete. Den Grundherren standen von da ab nur gewisse Patronatsrechte, wie z.B. Vorschlagsrecht bei der Ernennung von Pfarrern zu. Die gänzliche Trennung der Pfarren vom weltlichen Einfluss brachte erst das Konzil von 1964 durch Abschaffung auch dieser Vorrechte.

 

Nach 1200 wurde die Pfarre Guntramsdorf zur selbständigen Pfarre erhoben, sie war ab 1365 bis 1918 eine landesfürstliche Pfarre. Nach der Auflösung der Monarchie 1918 übernahm der Erzbischof von Wien die Patronatsrechte und auch die Lasten der Pfarre Guntramsdorf.


Die drei Pfarrkirchen von Guntramsdorf

An der Stelle der heutigen Pfarrkirche (Ziffer 3 in der Skizze) befand sich schon um das Jahr 1200 ein romanisches Gotteshaus (1 ), von der die vorerwähnte Halbsäulenbasis in unserem Heimatmuseum zeugt. Aus der Zeit der Napoleonischen Kriege stammt eine so genannte frühere Kirche (2), mit der an der Stelle der baufälligen romanischen Kirche 1796 zu bauen begonnen wurde. Sie wurde am 24. Juni 1798 geweiht.

Baumeister war Philipp Schlucker, kein anderer als der sprichwörtliche „arme Schlucker“, der zuvor bereits die Lainzer Tiergartenmauer aufgestellt hatte.

Zeitweilig besaß Guntramsdorf drei Gottesdienststätten: Die Pfarrkirche und zwei Kapellen, eine im Reichersberger Freihof (heute als Wodikhaus bekannt) mit der Jahreszahl 1693 und die andere in der Hauskapelle der Melker Gutsverwaltung (sie stand auf dem Areal des heutigen Rathausparks), für die 1852 um Messerlaubnis angesucht wurde.

 

Die frühere Kirche wurde am 24. Mai 1944 durch Bomben zerstört. Die Pfarrgemeinde richtete zwei Notkapellen ein, eine im Pfarrjugendheim für die hl. Messen wochentags und eine zweite für die Sonntagsgottesdienste in der Leutgebstube der Familie Gausterer in der Schreinergasse 7, wobei die Waschküche als Sakristei diente.

Als Notkirche diente der heutige Pfarrsaal, der aus Barackenelementen eines auf Guntramsdorfer Boden befindlichen Konzentrationslagers für die Zwangsarbeiter in den ehemaligen Flugmotorenwerken auf dem Gelände des heutigen Industriezentrums Süd errichtet wurde. Die Notkirche wurde am 2. Dezember 1945 durch Kardinal Theodor Innitzer eingeweiht.

 

Mit dem Wiederaufbau unserer heutigen Pfarrkirche begann 1948 der durch Kriegsereignisse schwer verwundete und damals schon todkranke Pfarrer Rudolf Flandorfer, der in seiner Güte und Milde der rechte Mann für die stürmischen Kriegs- und Nachkriegsjahre war. Pfarrer Flandorfer ist ein stets treues Gedenken der Pfarrgemeinde sicher.

Auch zweier Guntramsdorfer Pfarrkinder, Dr. Josef Schoiswohl und Dr. Jakob Weinbacher, die hohe kirchliche Ämter bekleideten, gedenken die Guntramsdorfer gerne. Am 27. Juli 1924 feierten die beiden Neupriester eine Doppelprimiz in der früheren Guntramsdorfer Kirche.

Unsere beiden „Heimatbischöfe“ hatten als Kirchenfürsten das Recht, Wappen zu führen.

Das Wappen von Bischof Schoiswohl zeigt links den Hl. Martin, den Diözesanpatron des Burgenlandes, rechts oben Pfeil und Bogen, um den Namen des Bischofs (Schoiswohl – guter Schütze) zu versinnbildlichen und rechts unten die Symbole seines Geburtsortes (Jakobsstäbe und Pilgermuschel).

Sein Wahlspruch war:

 

VERITAS LIBERAT VOBIS“

– die Wahrheit wird euch frei machen.

 

Dr. Josef Schoiswohl wurde 1949 von Papst Pius XII. zum Apostolischen Administrator des Burgenlandes und in der Folge 1952 zum Bischof von Eisenstadt ernannt. Ab 1952 war er Bischof der Diözese Seckau mit Residenz in Graz. Seinen Lebensabend verbrachte Dr. Schoiswohl bis ins hohe Lebensalter mit seelsorgerischen Diensten in seiner Heimatgemeinde.

Das Wappen von Weihbischof Dr. Jakob Weinbacher veranschaulicht seinen Namen (es zeigt einen Bach und die Jakobsmuschel).

Sein Wahlspruch lautete:

 

PRO FIDE ET PRO JUSTITIA

für Glaube und Gerechtigkeit

 

Weihbischof Dr. Weinbacher ist väterlicherseits ein Guntramsdorfer. Sein Vater Jakob Weinbacher wurde im Hause Hauptstraße 34 geboren, sein Großvater war hier Gemeinderat und sein Urgroßvater Marktrichter.

Dr. Weinbacher war u. a. Generalvikar der Erzdiözese Wien und Rektor der Deutschen Nationalstiftung „Anima“ in Rom. 1962 wurde er von Kardinal Dr. Franz König zum Weihbischof von Wien ernannt. Weihbischof Weinbacher nahm am 25. Mai 1952 die Konsekration unserer Glocken vor.


Die heutige Pfarrkirche

Nur einige Daten über unsere heutige Pfarrkirche. Der Neubau unserer Kirche begann 1948. Unter größten Schwierigkeiten und Sorgen konnte Pfarrer Rudolf Flandorfer 1951 den Rohbau der Kirche vollenden. So hatte er es beispielsweise geschafft, von der sowjetischen Besatzungsmacht für das Fundament der Kirche 120 m³ Quadersteine aus den Lagerplätzen bei Gießhübl und Sparbach anzukaufen, Material, das für die geplante Reichsautobahn bestimmt war.

Der Kirchenneubau wurde unter Pfarrer Josef Knoll 1952 vollendet und die Kirche am 4. Mai 1952 von Kardinal Dr. Theodor Innitzer geweiht.

Unsere neuen Glocken wurden am 25. Mai 1952 geweiht.

Die große Glocke (Ton f, 955 kg schwer) trägt das Bild des Hl. Josef, die mittlere (Ton as, 600 kg schwer) jenes der Gottesmutter und die kleine (Ton b, 398 kg schwer) die Bilder unserer beiden Schutzpatrone Leopold und des Hl. Jakobus des Älteren.

Wenn unsere Glocken rufen, kommt und feiert mit uns den Gottesdienst!

Die heutige Pfarrkirche wurde in den Jahren 2001/2002 durch die Initiative von Fr. Margareta Schuler und Pfarrer Dr. Josef Wilk unter Mitwirkung einer Arbeitsgemeinschaft generalrenoviert.

 

 

Quelle für den historischen Teil:

Chronik der Marktgemeinde Guntramsdorf, 6. verbesserte Ausgabe 2004; sowie die Chronik der Pfarren von Guntramsdorf